die pflege sticht einen weiteren blauen fleck zu dem blaugrün meiner arme. "die haben sie ja echt ganz schön durchlöchert", lacht sie, und ich lache auch, und denke dabei an die schmerzen und das ziehen bei jeder falschen bewegung.
draußen tropft der regen, und in mir glüht der schmerz, eine kugel aus tiefer hoffnungslosigkeit und feuer. sie löst sich nicht auf, nicht im gespräch mit der kliniktherapeutin, nicht beim liegen mit geschlossenen augen danach, nicht, während die zeit quälend langsam vergeht.
die kunsttherapeutin nimmt mich trotz brennender brust mit. scheinbar kann man das feuer gar nicht sehen. ich lächle und male und spiele mit farben, und während ich gold auf dem papier verteile, wird aud dem roten glimmen langsam etwas sanftheit.
ich denke: "zuhause". ich möchte gerne weinen. ich schreibe jemanden: "ich habe nichts wo ich hin kann - ich schleiche durch das chaoshaus wie eine fremde, ich muss in ein zimmer ziehen dass das gegenteil von dem ist was ich mir gewünscht habe, ich bin überall und nirgends. das hier ist alles was ich noch habe"
ICH BIN MEHR ALS MEINE KRANKHEIT
es ist ein grausames zuhause. kurz darauf schrillen die alarme. jeder pager piepst. aus feuer wird eis. ich schaffe es gerade so ins zimmer, bevor ich auf dem boden erstarre. draußen fällt die feuerschutztür krachend zu. jemand schreit. vor ein paar tagen bin ich selbst mit an das bett gefesselten händen aufgewacht. alles fühlt sich an wie im traum. jemand schreit immer noch.
als die kliniktherapeutin mich vom boden aufsammelt, ist sie erschöpft. ich auch. wir sitzen zusammen. und plötzlich ist da der oberarzt, und sie präsentieren ihren plan. begleitung. voller wertschätzung. sie bieten mir einen notausgang. sie sagen, ich bedeute ihnen etwas. und der eingefrorene feuerball in meiner brust löst sich langsam auf, während ich zuhöre wie sie mir erklären, dass ich nicht alleine bin.
ICH BIN NICHT ALLEINE
jemand schreit in seiner fixierung. ich sitze auf dem boden. der hund auf dem schoß. ich zittere. ich denke: ich bin sicher. ich glaube mir nicht. aber ich denke an den herrn oberarzt und weiß, dass ich jemandem wichtig bin.
"wir machen das mit ihnen zu zweit. ich möchte frau [kliniktherapeutin] mit dieser veranrwortung nicht alleine lassen. wir tragen das risiko zu zweit. und deshalb dürfen sie morgen gehen"
ich werde umziehen.
ich lebe.
auf dem gang brennt das ewige licht.
und ich werde zurück ins chaoshaus gehen.
ICH BIN GELIEBT
ich wusste nicht, dass dieser abschnitt so kurz wird. ich habe nicht damit gerechnet wirklich nur zwei nächte bleiben zu müssen. aber man traut mir zu. und also versuche ich es mir auch zuzutrauen.
"don't let this darkness fool you
all lights turned off
can be turned on"
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