(über)lebensbuch #1 - scheiß system

Veröffentlicht am 19. November 2024 um 18:27

das frühstück summt vor geschäftigkeit und leben.

ein bienenstock, denke ich. der, der immer redet, redet sehr viel und sehr laut. 

»dem haben sie privat das nasenbein gebrochen«, erzählt er viel zu laut und viel zu verwirrend. ich bin nicht überfordert mit der lautstärke und frage mich, wie man jemandem geschäftlich das nasenbein bricht, und überhaupt, warum... 

ich habe den anschluss verloren. 

»wer weiß schon ob der atlantik existiert«

»atlantis?« wage ich einzuwerfen, und schlucke meine sonstigen belehrungen über weltmeere herunter. 

»ja, der atlantik halt« - vielleicht wären meine bemühungen trotzdem angebracht. aber er schwurbelt sehr gerne.

die, die sagt, sie hat keine essstörung, sagt, dass sie einen löffel joghurt probiert. ich denke, dass ich eine essstörung habe, und bin froh, dass mein "vegan" mich von joghurt beschützt. »elvis preßley wohnt sowieso auf der dunklen seite des mondes« neckt sie, und ich lache leise, und füge das mit hitler hinzu, und wir beide teilen einen moment, während, der, der immer redet, uns glaubt, und wieder zu schwurbeln beginnt. am ende steht für ihn fest: »das ist alles eine prüfung« und ich denke, dass es wohl kein essen ohne gottes prüfungen gibt und streits über den wahren glauben gibt. ich lächle, und denke, dass ich den, der immer redet, echt gerne mag. 

am ende sind die, die keine essstörung und dafür einen orangenen ring hat, und ich übrig. 

»ich dachte immer, ich sei ein fehler«, sagt sie, und ich lache freudlos, und sage: »ich dachte, suizidgedanken seien vollkommen normal«

 

weil sich in diesem scheiß system keiner hinsetzt

 

die therapeutin versucht pläne zu schmieden. sie ist perfekt, on point, und ich weiß trotzdem, dass wir scheitern werden.ich weiß auch: ein plan ist das einzige was mich hier rausbringen wird. ich kämpfe mit mir. ich gehe trotzdem ohne verträge unterschrieben zu haben. 

ich kann keine sicherheiten geben. auch wenn ihr mich noch so sehr davon überzeugen wollt. 

»weil sich in diesem scheiß system keiner hinsetzt und diese scheiß...« - neuaufnahme. ich komme aus der ergo und fliehe vor der situation, polizei, geschrei - aber innerlich stimme ich ihm zu. ja: weil sich in diesem scheiß system keiner einfach mal hinsetzt, ist vieles so wie es ist. 

 

 

(...)

"ich kann sie so nicht entlassen"

"was wollen sie hier besser machen? es geht mir doch so schlecht..."

"sie bleiben. wir können nach dem beschluss weiter reden"

 

(...)

 

alles riecht 

handtuch

blut

klopfen der zimmernachbarin

"kleben wir"

 

(...)

 

tausend gezuckte schultern machen keine umarmung

nichts das hält

mich hält

(er)hält

 

 

 

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