(über)lebenstagebuch #3 - tod

Veröffentlicht am 21. November 2024 um 18:31

tw: tod nach suizid

 

thomas bekommt einen nachruf geschrieben. er ist länger tot als ich lebe. kurz darauf erfahre ich vom tod von a. 

ich weine nicht. noch schlimmer: ich weiß kurz nicht, wen ich mit dem namen verbinden soll. sobald ich das weiß, bin ich erschüttert. ich kenne ihn. ich habe nur seinen namen vergessen. ich fühle mich schuldig, auch wenn es keine schuld gibt und geben kann. 

"wollen sie zur skillsgruppe", fragt jemand, und ich lache anstatt zu weinen. "ich habe gerade erfahren dass ein mensch tot ist"

s t i l l e

 

 

"sie melden sich, wenn sie jemanden brauchen?" - "ja"

(...)

ich bitte die j. eine kerze anzuzünden. sie verspricht, dass sie das tun wird. sie ist nicht gläubig. ich kralle mich an schaf und kühlpack und singe. 

 

bleibet hier, und wachet mit mir, wachet und betet, wachet und betet 

 

leicht fließen die taizé lieder von meiner zunge. es ist alles was ich habe: keine kerze, keine blume, kein grab, keine kirche. aber ich habe meine stimme, und die sanften melodien aus einem kloster in frankreich, und so singe ich, und hoffe, hoffe dass gott mir verzeiht, dass ich so wenig bete, und dass es ihm gut geht. 

ich frage mich nicht: warum? 

ich weiß. 

 

the kingdom of god is justice and peace, and joy, in the holy spirit

 

die visite sagt, sie kommt später wieder. ich nicke, und klammere mich an ein schaf und ein kühlpack. das tavor macht alles weicher, und ich fühle mich wie eine verräterin. 

 

ubi caritas et amor, ubi caritas, deus ibi est

 

die mathelehrerin redet über ihre kinder. ein mensch ist tot. ich weiß nicht wie lange schon, aber ich weiß, das. es ist absurd. 

 

so won't you stay

won't you stay 

WON'T YOU STAY WITH ME?

 

der vater ruft an und zündet auch eine kerze an. er malt das bild, dass da von oben wir sterne sind, und wo man an jemanden denkt, da leuchten sie besonders hell. 

 

draußen schneit es. nicht nur niesel. es schneit auf zu warmen boden.  dicke flocken, die der wimd durch die welt peitscht.

ich lehne eine krankensalbung ab. für den prediger ist dadurch natürlich sofort klar: ich will nicht gesund werden. ich denke: ich will nur meine ruhe.

 

 

(...)

 

 

 

 

wo ist mein schmerz? 

bin ich schon tot?

kann ich noch leben?

ist da noch herz?

 

 

 

 

niemand wirde gesund, wenn er es nicht will. ich weiß nicht was ich will. wolken vielleicht. 

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