das leben ist gelegenheit genug, vor allem um darüber zu schreiben. eine kolumne über das leben als chronisch psychisch erkrankter mensch.
14. - 20. Juli
innere bestandsaufnahme:
- leugnungsprozesse sind immerhin auch prozesse
- die eigenen trigger wahrnehmen ist am leichtesten, wenn man sich ihnen sehenden auges aussetzt, während ein haufen kleiner schon beim gedanken schreit
- das metaphorische haus brennt, oder vielleicht eher ein gesamter metaphorischer wald? irgendwas ist gerade auf jeden fall in einem vernichtungsprozess, innen ist nur flackern und rauch. hinschauen bedeutet das feuer zu sehen, den rauch einzuatmen, die hitze zu spüren, aber mich betrifft das ja sowieso nicht. dass das fühlen auch zu mir gehören soll, ist nicht sehr realistisch im moment.
- zwischen trinken und straßenbahnen um mehr von der flüssigen vernichtung zu kaufen kommt langsam der gedanke auf, dass ich verloren haben könnte. aber ich kann das weinen nicht länger ertragen. manchmal tun mir die kleinen anteile leid, die ich da stumm trinke. ein paar minuten später bin ich überzeugt, dass es keine anteile gibt, kein trauma. wie das halt so ist - wie war das mit den prozessen?
- "hier ist's eigentlich echt schön. lauter küssende menschen", schreibe ich einer freundin und sehne mich nach glück fast ebenso sehr wie nach dem schmerz.
- meine arme sind kräftig, mein körper stark, ich schwimme und bin, und das macht glücklich, woher auch immer die kraft dafür herkommt, ich habe sie weder erwartet noch verdient, aber zu einer badeinsel komme ich trotzdem. auch am see küssen sich menschen. ich küsse niemanden. definitiv besser so.
- das lob aus der klinik macht es irgendwie schlechter anstatt besser. sie sind alle so überzeugt mich nicht wiederzusehen - und dabei frage ich mich echt warum?! ich werde sie enttäuschen müssen, und das ist mal ein definitives problem.
- ich bin eine leinwand, pure funktionalität. unter der oberfläche ist vielleicht sogar fühlen, aber, ganz ehrlich, der unsinn betrifft mich nicht. ich bin pures "ich bin gut, es geht mir gut, alles ist gut", und ob ich eigentlich emotional was wahrnehmen sollte, ist mir vollkommen egal.
was gut tut:
- den körper bewegen, egal wie, und dabei im auge zu behalten, dass ich nicht zu zwanghaft werde - jeder schritt stubst etwas an, das ich lieber schlafen lassen möchte. vorsicht ist geboten!
- der blaubeerwald in der dämmerung
- frühstücken
- pläne sammeln und ereignisse einordnen, to do listen schreiben und verwerfen, unterlagen abgeben und anträge unterschreiben
- harm reduction
- freund*innenschaften, mit allem, das dazu gehört, the good, the bad, the ugly
- vorfreude auf weiche nasen, sommer in g-town und herzensmenschen zu feiern
die drei großen fragen der woche:
- wer bin ich, und wenn ja, wie viele?
- warum will dieser hefeteig nicht aufgehen, obwohl alles ist wie immer, und die verdammte hefe in der milch noch wild geblubbert hat?
- bin ich noch teil der welt der hellen menschen?
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